Das Goldene
Dreieck
Die sich mit der Analyse von wirtschaftlichen Prozessen beschäftigenden Forscher
sind vor zehn Jahren darauf aufmerksam geworden, dass die durch die Städte Wien-Gyõr-Bratislava
begrenzte dreieckige Fläche, deren Grundlinie die Autobahn M1 (E 60-E75) bildet,
innerhalb der mitteleuropäischen Region durch herausragend schnelle Entwicklung
gekennzeichnet ist und seitdem wird dieses Gebiet immer öfter das Goldene Dreieck
genannt. Im Hintergrund der schnellen Entwicklung steht neben der alten, stabilen
gewerblichen Kultur dieser Fläche die geographische Besonderheit, dass sie ein
"Servicetunnel" des europäischen Verkehrs bildet, was einerseits den
Nord-Süd- und Ost-West-Hauptverkehrsstraßen (E 60, E 65, E 75), andererseits
der eine bestimmende Bedeutung tragenden Wasserstraße Europas, der Donau zu
verdanken ist.
Die in Ungarn liegende Teilfläche (der nördliche Teil des Komitats Gyõr-Moson-Sopron)
ist die reichste und sich am schnellsten entwickelnde Region des Landes. Gyõr
(Raab) - die östliche Spitze des Goldenen Dreiecks - spielt in der Entwicklung
des Gebiets eine besonders wichtige Rolle. Die Besonderheit dieser 130 Tausend
Einwohner (inklusive Agglomerationsring 200 Tausend) aufweisenden Stadt besteht
darin, dass von hier aus über die Autobahn innerhalb von einer Stunde drei Hauptstädte
erreicht werden können und dass innerhalb dieses Kreises mehr als zehn Millionen
Menschen leben (die etwas wohlhabenderen Bürger Österreichs, der Slowakei und
Ungarns).
Natürlich ist es so, dass Gyõr und Umgebung zum wichtigen Zielpunkt der ausländischen
Kapitalinvestitionen wurde. Nach und nach wurden hier neben den aus alten sozialistischen
Großbetrieben entstandenen Joint-Ventures auch multinationale Unternehmen durch
Investitionen auf der "grünen Wiese" und - mit etwas Verspätung -
mittelgroße und kleine Zulieferantenfirmen gegründet. Die Anzahl der in Gyõr
registrierten Firmen ist innerhalb von 12 Jahren von 314 auf 6500 gestiegen.
Dieser schnellen Entwicklung, dem Wachstum ist es zuzuschreiben, dass heute
auf dem Gebiet von Gyõr nur noch wenige Möglichkeiten zur Ansiedlung vorhanden
sind, die neuen gewerblichen, Handels- bzw. Dienstleistungseinrichtungen suchen
außerhalb der Stadt, auf dem Gebiet des Agglomerationsrings, entlang den Hauptverkehrsstraßen
nach möglichen Orten ihrer Niederlassung.
Die Ostspitze des Goldenen Dreiecks wird nicht nur durch die gewerblich-wirtschaftliche
Entwicklung äußerst interessant gemacht, hier liegt auch das Zentrum des postsozialistischen
Gebiets, welches durch ein verhältnismäßig hohes GDP pro Kopf und hohes Einkommen
gekennzeichnet ist. Im Vergleich zu diesen Gegebenheiten, ist sowohl die kommerzielle
als auch die logistische und Dienstleistungsversorgung etwas zurückgeblieben,
wodurch eine im gespannten Tempo laufende Entwicklung indiziert wird, insbesondere
dann, wenn der Hafen in Gönyû und der Flughafen in Pér wie geplant weitergebaut
werden. Die Entwicklung in der Slowakei, die Annäherung zur EU könnten diesen
starken, fast turbulenten Wirtschaftsströmen, deren Zentrum die Ostspitze des
Goldenen Dreiecks bildet, einen weiteren Schwung geben.